2013-06-03

5 Haiku Dichter Bambus Haiku / 5人の俳人 竹テーマの俳句

 

木枯らしや竹に隠れて静まりぬ
松雄芭蕉

Kalter Wind im Spätherbst
Weht in den Bambuswald hinein
Die Stille herrscht

Kogarashi ya takeni kakurete shizumarinu


 

MATSUO BASHO, der 1644 in einer Samuraifamilie geboren wurde,
war der bedeutendste Haiku-Dichter Japans.
Über seine Reisen berichtete er nicht wie ein normaler Reisender,
sondern er war ein Wanderer in der Natur und die Haikus
in seinen Texten bezeugen das.Kogarashi – kalter Windstoß im späten Herbst.
Die Menschen im mittelalterlichen Japan erkannten in der Natur
den Wechsel der Jahreszeiten.
Dieser Wind entzieht den Pflanzen die Wärme
und damit das Leben und der Mensch spürt diese Kälte bis in die Knochen.
Nun beginnt wieder ein kalter harter Winter.
BASHO beobachtet die Natur.
Die Landschaft und die Naturphänomene bereiten ihm einzigartige, da vergängliche Sinneseindrücke.
Seine Haikus sind voller Töne und Geräusche.
Wenn man seine Haikus liest, hört man die Laute.
Für ihn war der Kogarashi auch wie ein Lebewesen.
Kogarashi tobt, als ob er mit böser Absicht die Menschen zwingen wollte,
dass sie die Macht der Natur respektieren.
Dieser lebendige Kogarashi ist nun aber im Bambus verschwunden;
ohne Widerstand und natürlich: dann herrscht Stille.
Der Bambus ist immer grün, egal wie kalt und hart der Winter ist.
Seine Lebenskraft und Stabilität haben allzeit die Menschen begeistert.
Vielleicht wollte BASHO es so darstellen,
dass Kogarashi als chaotische Alltäglichkeit und Unruhe
dann doch im Bambuswald Frieden und Ruhe gefunden hat.





若竹や夕日の嵯峨となりにけり
与謝蕪村

Frisches Grün vom Jungbambus
Kyoto im Abendsonnenschein
Allerschönster Moment

Wakatakeya Yūhi no Saga to narinikeri


Der im Jahre 1716 geborene YOSA BUSON
war nicht nur Haiku-Dichter, sondern auchein Maler.
Ein Bild von Yosa Buson zeigt den Dichter BASHO
mit seinem Schüler Soto in Yamanaka.
Busons Haikus sind oft sehr realistisch und bildhaft.
Der Ortsteil SAGA in diesem Haiku gehört zur Kyoto-Präfektur
und liegt im Nordwesten der heutigen Kyoto Metropole.
Die Geschichte der Ortschaft geht zurück bis ins 5. Jahrhundert, als eine
mächtige Familie in dieses Gebiet einzog.
Seit dem Mittelalter war hier ein faszinierender
Ort mit malerischen Landschaften für die Adelsgesellschaft.
Sie haben Landhäuser gebaut
und sich mit Falkenjagd und Bootsfahrten die Zeit vertrieben.
Aus diesem Grund taucht der Ortsname
häufig in der Mittelalterlichen Literatur Japans auf.
Der Jungbambus-Wald lag vermutlich in der Nähe
des Shintoschreins Nono-Miya,der immer noch dafür sehr bekannt ist.
Die Abendsonne im jungen Bambus war für BUSON der schönste Anblick.
Junge Bambuspflanzen sind voller Energie.
In dem fulminanten Wachstum von bis zu 30 Zentimetern pro Nacht
wird die immense Kraft der Natur offenbar.
Im Vergleich zum lebhaften Stadtzentrum Kyotos,
kann man hier immer noch die alte vergessene Zeit hautnah spüren.





見上ぐるや竹の中より天の川
正岡子規

Stehen im Bambuswald
Blicken in den Nachthimmel
Nur die Milchstraße leuchtet

Miaguruya Takeno naka yori Amano gawa



MASAOKA SHIKI
ist 1867 geboren.
Er war Dichter, Schriftsteller und Literaturkritiker.
1897 hat er eine Haiku-Zeitschrift herausgegeben
und seine Arbeit spielte eine große Rolle in der japanischen Literatur.
Das Wort "Milchstraße" ist auf Japanisch "Ama no gawa – Fluss des Himmels".
Das wurde schon in der ersten großen japanischen Gedichtanthologie
im 8. Jh. erwähnt und wurde oft im Zusammenhang
mit dem Mythos "tanabata" dargestellt.
Es geht um eine junges Pärchen,
das auf den beiden Seiten der Milchstraße leben muss und sich nicht treffen darf,
nur an einem einzigen Tag im Jahr.
Das Tanabata-Fest wird heutzutage immer am 7. Juli gefeiert
und man schreibt seine Wünsche auf
bunte (ursprünglich waren es nur 5 Farben) schmale Zettel
und bindet diese an einen Bambusstängel.
Im Jahre 1896 hat SHIKI MASAOKA nicht nur dieses "ama no gawa"
sondern insgesamt 16 Haikus verfasst.
Er litt an schwerer Tuberkulose.
Bereits als junger Dichter hat er sich dem Tode nahe gefühlt
und seine Gedanken suchten den Himmel und die Ewigkeit.
Im Mittelalter hat man gedacht,
dass der Bambus unsere Welt mit dem Universum
und sogar mit dem Jenseits verbindet.





五月雨の竹に隠るる在所かな
小林一茶

Regen im Frühsommer
Hinter dem Bambuswald
versteckten Häuser im Dorf

Samidare no Takeni kakururu Zaisho kana


ISSA wurde 1763 geboren.
Er gehörte zu den "Großen Vier" der japanischen Haiku-Dichter.
Er verfasste etwas 20.000 Haikus.
Von Basho kennt man ca. 1.000 und von Buson 3.000 Haikus.
Unveröffentlichte Haikus von Issa wurden auch noch
in den 1990iger Jahren gefunden und neu herausgegeben.
Charakteristisch für die Haikus von Issa Kobayashi sind
seine Betrachtungen des bäuerlichen Lebens,
die simple Wortwahl und die sozialen und familiären Bezüge.
Seine empathischen Naturbeobachtungen zeichnen ihn aus.
Der Regen der japanischen Regenzeit (heute im Juni)
dauert vier bis sechs Wochen.
Aber das Wort "samidare" in diesem Haiku bezeichnet den Mairegen.
Dieser Regen ist für den Reisanbau nötig
und die Landschaft erstrahlt im vollen Grün.
In diesem Regen verschwimmen der Bambuswald und das Dorf dahinter.
Es leben Menschen dort,
aber das Naturphänomen lässt das Bild und die Zeit stille stehen.
Der Kontrast zwischen der Regenwand (auf vielen ukiyoes dargestellt)
und der bescheidenen Gestaltung des Dorfes
dahinter ist eine seit Jahrhunderten unveränderte Szene
des Japanischen Landlebens.





竹の子に小阪の土の崩れけり
斯波園女

Spitzen der Bambussprösslinge
lugen heraus auf einer kleinen Steigung
Die Erde rutscht sanft herunter

Takenoko ni Kosaka no tsuchi no kuzurekeri


SONOME
, 1664 geboren, war eine Schülerin von Basho.
Als Basho Gast in ihrem Haus war,
hat er sie und ihren schönen Garten
als weiße Chrysantheme in einem Haiku verehrt.
Sie antwortete ihm bildhaft in einem Haiku
mit einem kleinen Wasserfall von roten Ahornblättern umgeben.
Nach dem Tod ihres Ehemannes zog sie nach Edo (heute Tokyo),
war dort als Augenärztin tätig und sie dichtete auch weiterhin Haikus.
Bambussprösslinge sind in Japan ein beliebtes Saisongemüse,
dem Spargel in Europa vergleichbar.
Wenn erst die gesamte Spitze des Bambus aus der Erde herausschaut,
ist er nicht mehr schmackhaft.
Wenn man diese Delikatesse richtig ernten möchte,
muss man dort, wo sich die Erde etwas empor wölbt,
den Trieb tief aus dem Erdreich ausgraben.
Bambus wächst am Anfang besonders schnell und kräftig
und wenn man einen entdeckt, muss man ihn sofort ernten.
Nur an einem "sanften Erdrutsch" erkennt man,
erspürt man eine neue Jahreszeit
und die Kräfte der Natur und erfreut sich daran.
SONOME beobachtete und beachtete auch die Vergänglichkeit in der Natur
und hat u.a. als Zeichen dafür
in einem alten Stadtteil von Edo 36 Kirschbäume gespendet.
Die Kirschblüte als Metapher für die kurze Schönheit des Lebens.


Die Übersetzung der Haikus und Text: Aki Tsurumi-Geiken

Keine Kommentare: