奇数文化 (Deutsch unten ☟)
2年前より、墨絵コースを担当するようになり、墨絵の理論を調べていて、【奇数】が重要なポイントであることを改めて認識しました。画面の花の数は1つ、3つ、多くて5つ、葉っぱの数も、奇数という具合です。線の角度も並行ではなく、モチーフの配置もも左右対称ではないようにつくります。
書道の文字作りでも同じことが言えるのですが、水墨画にいたってはもっと顕著な気がします。
日本のお祝いの日も、1月1日、3月3日、5月5日、7月7日、9月9日と奇数が重なる日です。11月15日は日付は例外であっても七五三,3歳、5歳、7歳になる子供の成長を祝う日です。結婚式などでのお祝い金も1万、3万、5万、と奇数です。高級な食器セットなども偶数ではなく5つセットが主流です。
なぜなのか調べてみると、どうやら、日本人の自然をそのまま受け入れる性質が根本にあるらしいです。国土の75%は山、島の数は14,125島、 世界中の地震の2割以上が日本で発生、津波、台風、夏の灼熱、冬の極寒、このような豊かすぎる程の自然が、風光明媚な地形や日本特有の食文化の発展など、自然が日本にもたらすものは絶大で、しかも世界中の人を虜にしているんです。
自然とは、謎なもの、神秘なもの、割り切れない非合理なもの=日本的、これに対し、割り切れる、合理的、白か黒かを吟味し、解決に導かれるのが西洋的と言えますね。
ヨーロッパでは、意見の違いは議論して、決着をつけるのが普通ですが、日本人は議論が嫌いです。人とぶつかることを避けるんです。ぶつかるより自分が引いて、全体の和を優先するんです。
このように白か黒かは決めず、ぼやけたままにしておくことが多いのです。
日本で2000年に2千円札が発行されましたが、あまりに人気がなく3年後には廃止になってしまいました。かくいう私も、2EUR,や20セント、2セントのおつりがくると、めんどくさいなぁ、、と一瞬がっかりしますね。
そんなわけで、日本人の奇数好みはアートの世界に限らず、日本文化の根幹をなしているといえますね。
線や形ははっきりくっきりと描かず、わざとぼかしたりフェードアウトさせたりすることで、これは絶対こうなのだ!という押しつけを避け、対象者との間に優しい「間」という空間をつくり、緊張をほぐす効果がある気がします。
日本の水墨画がなぜこうも人々を癒すのか、こんなところに秘密のかけらが隠れているのではないでしょうか。
ちなみに日本の猫の日2月22日は、「にーにーにー:にゃんにゃんにゃん:猫の鳴き声」というこじつけた読み方からきているもので、伝統の奇数文化とは無関係です。😺
Die Kultur der ungeraden
Zahlen
Seit
ich vor zwei Jahren begann, einen Kurs für Sumi-e (japanische
Tuschemalerei) zu leiten, habe ich mich intensiv mit der Theorie
dahinter beschäftigt und festgestellt, dass ungerade Zahlen eine
zentrale Rolle spielen.
Die Anzahl der Blumen auf einem Bild beträgt eins, drei oder
höchstens fünf. Auch die Anzahl der Blätter bleibt ungerade. Selbst die
Linienführung folgt keinem symmetrischen oder parallelen
Muster, und die Anordnung der Motive ist ebenfalls asymmetrisch.
Das Gleiche gilt für die Gestaltung von Schriftzeichen in der Kalligrafie, doch
in der Tuschemalerei scheint diese Betonung ungerader Zahlen noch deutlicher hervorzuheben.
Auch in der japanischen Kultur spiegeln sich ungerade Zahlen wider:
Die traditionellen Feiertage fallen auf Tage wie den 1. Januar, den 3.
März, den 5. Mai, den 7. Juli und den 9. September. Am
15. November, dem Shichi-Go-San-Fest, werden Kinder im Alter von
drei, fünf und sieben Jahren gefeiert – auch wenn das Datum selbst eine
Ausnahme darstellt.
Bei
Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten wird Geldgeschenk üblicherweise
in
Beträgen wie 10.000, 30.000 oder 50.000 Yen gegeben – ebenfalls
ungerade Zahlen. Auch hochwertige Geschirrsets bestehen traditionell
nicht aus einer geraden Anzahl von Teilen, sondern
beispielsweise aus fünf.
Bei meiner Recherche wurde deutlich, dass die grundlegende Eigenschaft der Japaner darin liegt, die Natur in ihrer Gesamtheit zu
akzeptieren.
Etwa 75 % des Landes sind von Bergen
bedeckt, und Japan besteht aus 14.125 Inseln. Mehr als 20 % der
weltweiten Erdbeben ereignen sich hier, begleitet von Tsunamis,
Taifunen, glühend heißen Sommern und eisig kalten Wintern.
Diese überreiche Natur hat eine
atemberaubend schöne Landschaft hervorgebracht, die Menschen weltweit
fasziniert, sowie eine einzigartige
Esskultur.
In Japan wird die Natur als etwas Geheimnisvolles, Mystisches und „unteilbares“
(奇数) wahrgenommen – im Gegensatz zur
westlichen Denkweise, die oft auf rationales Analysieren und „teilbares“ (偶数) Abwägen zwischen Schwarz und Weiß ausgerichtet ist.
Im
Westen ist es üblich, Meinungsverschiedenheiten durch Diskussionen zu
klären. Japaner hingegen meiden Konflikte, ziehen sich zurück und
stellen die Harmonie der Gruppe über alles. Oft wird bewusst darauf
verzichtet, zwischen Schwarz und Weiß zu entscheiden, und
Dinge bleiben absichtlich vage.
Ein Beispiel für diese Denkweise ist der 2000 eingeführte
2000-Yen-Geldschein, der schon nach drei Jahren wieder eingestellt
wurde, weil sie bei der Bevölkerung unbeliebt war. Ich selbst bin bei
Wechselgeld wie 2-Euro oder 20-Cent- Münzen oft kurz enttäuscht,
weil ich sie als unpraktisch empfinde.
Es lässt sich also sagen, dass die japanische Vorliebe für ungerade Zahlen
beschränkt sich nicht nur auf die Kunst, sondern bildet einen zentralen Teil der Kultur.
Linien und Formen werden oft bewusst auf klare und prägnante Formen
verzichtet. Stattdessen werden absichtlich verwischt oder sanft
ausgeblendet, um eine strikte Festlegung zu vermeiden. So
entsteht ein subtiler Raum – „Ma“ genannt, der Spannungen löst und
eine harmonische Atmosphäre schafft. Vielleicht liegt hier ein Teil des
Geheimnisses, warum japanische Tuschemalerei so
wohltuend beruhigend wirkt.
Übrigens
hat der „Tag der Katze“ in Japan, der am 22. Februar gefeiert wird,
nichts mit der Tradition der ungeraden Zahlen zu tun. Er basiert
vielmehr auf einem Wortspiel: „2-2-2“ wird auf Japanisch „ni-ni-ni“
ausgesprochen, was an „Nyan-Nyan-Nyan“, das Miauen der Katze,
erinnert.
27.01.2025